Tel Aviv, 30 Grad, die Sonne brennt. Der Ramadan hat eine Pause. Es gibt wieder Bars, Clubs und unverschleierte Maedels. Und was fuer welche... manche in Uniform, manche nicht. Manche im Bikini, manche nicht. Und man findet wieder Erstwelt-Dinge: Ampeln, an denen angehalten wird, wenn sie auf rot stehen, sogar Fussgaengerampeln und Zebrastreifen. Die Leute gehen joggen und mit ihren Hunden spazieren. Niemand hupt. Muelleimer und saubere Strassen. Gratis Internet im Pub mit Blick auf den Strand, auf das Mittelmeer, auf die untergehende Sonne.Wir sind angekommen! Urlaub vom Urlaub.
Allerdings mussten wir uns unseren Kurzurlaub in Israel hart verdienen: Schlau wie wir waren, hatten wir uns Zweitpaesse besorgt, um bei der Einreise keine Probleme zu haben. Schlau wie der Security Officer der Israelis war, fragte er sofort nach den Paessen, die nicht so jungfraeulich ungestempelt waren, wie unsere Zweitpaesse. Und 10 Sekunden spaeter hatte er das syrische Visum gefunden. "I'm sorry guys, you've been to Syria, I'll try to speed things up, but this will take very long!" Und so war es. Wir dachten, wir waeren von der jordanischen Seite des Jordan Valley Crossing Points einiges gewoehnt (komplettes Gepaeck durch den X-Ray und so weiter, und das ganze bei 34 Grad...). Doch was nun passierte, war filmreif. Kurz gesagt, der Bombenalarm oder was auch immer, wo auf einmal ein paar Jungs in schwarzen T-Shirts, mit Sonnenbrille im Haar und M16-Gewehren in der Hand schreiend durch die Gegend sprinteten und uns "evakuierten", war nur der Anfang eines Films, der 6 Stunden dauern sollte. Wie gesagt, nachdem wir auf der jordanischen Seite eine Stunde in der Ramadan-Falle zwischen Zoll und Migration sassen, dachten wir, this is as bad as it gets. Doch weit gefehlt!
Was man den Jungs und Maedels auf der israelischen Seite allerdings lassen muss: alles war hochprofessionell, alle waren jung, huebsch und sehr sehr freundlich. Trotzdem wurde der Landy bis auf die letzte Schraube untersucht. Sogar die Dieselkanister wurden geroentgt. Man kann sich die Prozedur so vorstellen, als ob man einen Umzugslaster mitsamt einem kompletten Haushalt fuer einen Flug nach New York einchecken wollte. Und was die Jungs in der Werkstatt mit dem Landy machten, konnten und wollten wir nicht sehen. Aber wie gesagt, alles sehr korrekt und freundlich. Als wir fertig waren, hatten wir 400 Mannstunden Ueberstunden generiert, weil der Grenzposten eigentlich um neun geschlossen haette, wussten einiges mehr ueber Israel und seine touristischen Destinationen und haetten um ein Haar eins der Grenzsoldaten-Maedels mit nach Tel Aviv genommen. Keiner weiss, warum sie am Ende doch nicht mitwollte ;)
Auf jeden Fall hat sich jede Minute an der Grenze gelohnt! Wir kamen abends noch am See Genezareth in Tiberas an, auf -210 Metern gelegen. Und der See ist unglaublich: Kristallklares Trinkwasser, warm, spektakulaere Lage, und der Landy direkt nebenan geparkt!
Die Fahrt nach Tel Aviv wurde am naechsten Tag etwas touristisch aufgepaeppelt, da wir spontan durch die Golanhoehen fuhren. Wenn man schon mal in der Gegend ist... Eine spannende Erfahrung, die Strasse windet sich von -200 Meter auf ueber 1000 Meter, mitten durch die Minenfelder. Die sind aber wenigstens gut ausgeschildert.
Genauso interessant sind die Schilder am Ostrand der Golanhoehen, wo einfach nur noch draufsteht: Warning, Frontier Ahead.
Und ueberall gibt es Luftschutzeinrichtungen unter der Strasse, Panzergraeben und massive Steinwaelle. Israelische Armee und die UNO stellen den Hauptanteil des Verkehrs, ansonsten sind nur ein paar Traktoren und einige wenige Touristen unterwegs. In einem kleinen, separat abgesicherten Dorf (Kibbuz?) wurde im Dorfladen/ Restaurant/ Kino ein Film ueber den Yom Kippur-Krieg im Valley of Tears gezeigt, was eine eindrucksvolle bis schockierende Vorstellung war, da wir kurz davor durch eben diese Gegend gefahren sind.
In Quiryat Shemona war die Golanrunde dann beendet und wir fuhren ueber Haifa nach Tel Aviv, einer DER Orte auf dieser Welt. Und ueberaus geeignet, um nach einer dreiwoechigen Ramadan-Durststrecke Sebastians Geburtstag gebuehrend zu feiern ;)
Eine genauere Reflektion der Ereignisse wird bald an dieser Stelle zu finden sein, nur soviel: Backpacker-Lifestyle, gepaart mit Sommer, Sonne, Strand, und netten (und nett anzuschauenden) Menschen, Wow!