Mittwoch, 28. November 2007

Aethiopien

Was fuer eine Ueberraschung: von Khartoum zum Mt.Gouna sind es nur 37 Grad Temperatur- und 3000 Hoehenmeterunterschied. Das merkt der Kreislauf! Wir befinden uns in einer Art Algaeu-Welt, die im Mittelalter stehen geblieben ist. Farmer bestellen ihre Felder mit Tieren und Handwerkzeug. Es gibt keine Strassen mehr. Sehr wenig Verkehr und schlechte Pisten. Ein Schlagloch folgt dem anderen, die Vibrationen machen den Landy lauter als eine mailaendische Discothek.

Berglandschaft im Nordwestern Aethiopiens

Die Steinkirchen von Lalibela sind ein architektonisches Highlight, da diese aus dem Fels gehauen wurden. Das bedeutet von oben nach unten gebaut, nicht Stein auf Stein.

Die aus dem Fels gehauenen Kirchen von Lalibela

Addis Abeba ist die Stadt Aethiopiens, wo es Bildung, Technisierung, Wohlstand und Internet gibt. Also alles, was dem Rest vom Land fehlt.
Nachts wird gefrohren, tagsuber kommt der Planet und es herrschen angenehme Sommertemperaturen. Das abendliche Bier ist jedenfalls schnell kaltgestellt und mundet zu unserer Zufriedenheit, immernoch traumatisiert von der sudanesischen Abszinenz.
Sogar im Kino waren wir - fuer den kurzen, praegnanten Kulturschock. Aus einem Retro-Since-Fiction Hollywoodstreifen zurueck in die 3.Welt, wow!

Umringt von Menschenmengen, hauptsaechlich Kinder. Das ist ab jetzt normal, denn es gibt bei
den Ferangis (Weisse auf amharisch) immer was zu sehen oder zu holen. Ob sie dich beim essen, schlafen, trinken gehen, oder sogar beim pinkeln beobachten, um mit dir kommunizieren zu koennen wird alltaeglich. Gut, dass wir amharisch koennen :-(
Bei diesem Bild wurde die Durchgangspiste eines Dorfs von einem Markt, ca. 300 Kinder und einem LKW blockiert, der auf der Fahrbahn gehalten hatte um seine Ware auszuladen. Wie in einem U-Boot umringt von einer Traube von Kindern, die sich ans Auto druecken und hinaufsteigen fahren wir langsam durch.



Das ist Afrika: Kinder zum "abwinken".

Im Suedwesten des Landes sind wir im Omo-Valley, wo der Stamm der Mursi zuhause ist. Man kennt sie fuer ihre Art handflaechengrosse Tonteller in ihren Unterlippen zu tragen - Pfui! Hier zwei Menschen ohne eingebauten Fruehstuecksteller:

Besuch beim Mursi-Stamm im Mago-Nationalpark

Als wir spaeter noch ein Dorf des Hamer-Stamms besuchten, wurden wir Zeuge der Zeremonie des Bull-Jumpings. Es ist das Fest, bei dem aus einem Jungen ein Mann wird. Dazu muss erst mal viel traditionelles Bier und selbstgebrannter Schnaps getrunken werden. Die mit Gloeckchen und Kalaschnikows bewaffneten Maedels fangen an zu tanzen und zu singen, was sich zu einem furchtbarer Laerm entwickelt. Danach wollen sie von den Maennern mit Routen ausgepeitscht werden, bis aus ihren bereits vernarbten Ruecken das Blut quillt. Mehr Schnaps, mehr Bier, mehr Hamer- Die Nachbarn kommen und bei Sonnenuntergang werden 10 Bullen nebeneinander positioniert, ueber die der nackte Juengling springen muss ohne runterzufallen. Jetzt ist er Mann und darf nach ein paar weiteren Ritualen heiraten. (Die Photo-Doku seht ihr in BILDER)

Freitag, 9. November 2007

Khartoum lass' rocken!

Khartoum ist Registrierung, Visa beschaffen, unheimliche Hitze ertragen (42°C) und, wer hätte es gedacht: feiern gehen. Nachdem in diesem Land striktes Alkoholverbot herrscht, ist es schwierig, europäischen Maßstäben gerecht zu werden. Nachdem zwei Drittel unserer ungarischen Freunde aus der Haft entlassen wurden (wg. Fotografierverbot), kamen sie über Umwege an die warscheinlich einzige Partyadresse der Stadt, die deutsche Botschaft. Ja willkommen in Deutschland mit Warsteiner und Weinschorle! Ein toller Abend mit vielen internationalen Bekanntschaften, und – Fotografierverbot!

Nachdem wir nun die Lokalszene besser kannten, hagelte es Unterhaltungsangebote. Die sudanesische Hochzeit, an unserem letzten Abend in der Stadt war sehr interessant, sollte aber nur die Nacht einläuten.

Sudanesische Hochzeit in Khartoum

After Hour bei den Expats (Leute, die temporär im Ausland arbeiten). Eine Villa im letzten Stadtviertel Khartoums, erkennbar an den 5 dicken, weissen Geländewägen mit UN- Aufschrift. Eine ausgewählte, feucht- fröhliche Gesellschaft feiert regelmässig zusammen in diesem Rahmen, weil es sonst in der Stadt nicht viel zum Feiern gibt.

Expats doin' party: Die etwas anderen Locals.
oder: die UN sponsort den Gin und stellt ein Gelaendewagen fuer den Heimtransport

Nach dem Verlassen der Hauptstadt kündigen Rundhütten und der erste Regen die Grenze nach Äthiopien an.

Mittwoch, 7. November 2007

Durch den Sudan

Nach einem Tag Warten auf den Landy und einem weiteren für unötigen Papierkram mit den Behörden konnten wir ins Land ziehen.
Die Fahrt von Wadi Halfa nach Dongola sollte die schwierigste auf der bisherigen Reise sein. Wellblechpisten und Tiefsandstrecken wechselten sich ab, und wir kämpften uns in 2 Tagen durch eine unwegsame, aber höchstinteressante Wüstenlandschaft.

Die Nilfähre nach Dongola sollte nicht die letzte Flussüberquerung werden, denn wir hangelten uns bis in die Hauptstadt an dem breiten, mit Schlamm gesättigten Fluß entlang.

Rauf mit dem Landy, rauf mit dem Esel!
Nilfaehre in Dongola

Dass wir in Schwarzafrika angekommen sind, merken wir nicht nur an den immer wilder werdenden Übernachtungsmöglichkeiten, sondern vor allem daran, dass wir als Weiße immer und überall sofort umringt sind mit Scharen von „Howareyoumenschen“.

Unser Hotel in Karima, sudanesischer Standard

Sudans antike Sehenswürdigkeiten sind nur spärlich besucht, und so fühlt man sich bei den Besuchen der noch teilweise im Sand vergrabenen Schauplätze wie ein Entdecker.

Meroe-Pyramiden vor Khartoum

Freitag, 2. November 2007

Faehre in den Sudan

Um von Ägypten in den Sudan zu kommen, gibt es nur eine Möglichkeit. Eine der unmenschlichsten Arten, einen großen See zu überqueren: die Fähre von Assuan nach Wadi Halfa. Wir tauften sie die „FlüchtlingslagerathmosFÄHRE“. Über 300 Menschen zusammengepfercht nebst ihrem sprerrigen Gepäckgut. Darunter wir, ein Inder und drei Ungarn. Wir machten das Beste draus und freundeten uns an, denn es sollten lange Stunden werden.
Die Verladung der Handelsware und unseres Landys auf seperate Pontons dauerte einen ganzen Tag.

Verladung von Frachtguetern am Hafen bei Assuan

Für die Fahrt selber benötigten wir weitere 17 Stunden. Das Platzangebot war rar. So konnten wir uns nach dem Abendgebet, zusammengekuschelt mit unbekannten Reisenden, jeweils ca. 0,5qm des Oberdecks an der frischen Luft teilen, nicht ohne Fuss- und Achselschweiss des Nachbarn in der der Nase zu haben.

FluechtlingslageratmosFAEHRE