Sonntag, 23. Dezember 2007

Team C2C wuenscht Frohe Weihnachten

Wir wuenschen allen unseren treuen Lesern und Leserinnen Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Bei dieser Gelegenheit moechten wir uns sehr herzlich fuer die vielen Eintraege im Gaestebuch und die ueberaus positive Resonanz unserer Seite bedanken! Bloggen aus afrikanischen Entwicklungslaendern, das ist anstrengend, bisweilen sogar etwas frustrierend. Dennoch beziehen wir unsere Motivation, dieses Experiment nicht abzublasen sondern weiterzumachen, genau aus dem grossen positiven Echo, das wir in Deutschland (und entlang des Weges) hervorrufen!

Die Weihnachtsfeiertage werden wir im Serengeti National Park und im Ngorongoro-Crater verbringen. Anstatt Ochs und Esel werden dort vermutlich eher Zebra, Giraffe und Loewe anwesend sein, der Weihnachtsbaum wird keine Nordmanntanne sondern eher eine stattliche Schirmakazie sein, und die Bescherung wird sich auf eine Flasche suedafrikanischen Rotwein und eine gutes Essen aus der Landy-Kueche beschraenken. Aber so erlebt man Weihnachten auch nicht alle Tage, und deshalb freuen wir uns schon besonders darauf.

In diesem Sinne, Sherehe ya kuzaliwa yesu kristo!


Mittwoch, 19. Dezember 2007

Eine alte afrikanische Bekannte

Jeder kennt sie, keiner mag Sie. Meistens kommt sie ungefragt und bleibt dann auch noch viel zu lange. Sie ist anhaenglich, laestig wie ein Schnupfen und wenn man nichts gegen sie macht, dann kann sie auch ziemlich fatal sein.
Wir haben einiges gegen sie. Spruehend, einreibend, be- und vernetzend, zerklatschend, fluchend aufwachend und jagend - alle Mittel und Wege sind heilig, wenn es um sie geht.

Maria Lara, oder: fuer was sind eigentlich Muecken gut??? (MK)


Freitag, 14. Dezember 2007

Ebola – der schwarze Kontinent schlägt zurück

Alles lief wie ein schweizer Uhrwerk. Von Kakamega im Westen Kenias hatten wir geplant, auf direktem Weg nach Jinja in Uganda weiterzureisen, um eine Tour du Lac zu starten, einmal um den Lake Victoria und weiter Richtung Rwanda, Doch was der Standard aus Uganda berichtete, klang auf einmal nicht mehr nach Rafting auf dem Victoria Nile, Party in Kampala und Gorilla Watching im Bwindi Impenetrable Forest, sondern nach einem Land in Panik, wo der Präsident seinen Landsleuten verbietet, sich die Hände zu schütteln, wo Ärzte auf einmal doch Grenzen kennen, wo der überregionale Handel zum Erliegen kommt und wo die benachbarten Länder rigorose Gesundheitschecks an ihren Grenzübergängen durchführen bzw. diese, wie die D.R. Congo und Rwanda, gleich ganz dicht machen.
Die Rede ist von Ebola, der Geissel der Menschheit. Ein Virus, dessen Herkunft, Rückzugsgebiet und natürlicher Wirt im undurchdringlichen Jungel des dunklen Herzen Afrikas vermutet werden, und der mit trauriger Regelmäßigkeit im Grenzgebiet zwischen Congo und Uganda zuschlägt. Der letzte große Ausbruch mit ein paar hundert Toten war 2003, 50-90% aller Erkrankungen verlaufen tödlich und es gibt keine Therapie ausser der Bekämpfung der Begleiterscheinungen. Auf den Krankheitsverlauf soll hier nicht näher eingegangen werden, nur soviel, Ebola ist hässlich! Die Variante 2007 ist bisher unbekannt und Spezialisten des amerikanischen Center of Disease Control helfen momentan vor Ort bei der Eindämmung der Krankheit und der Erforschung des Virus. Fatalistisch und mit einem gewissen Zynismus meinen manche dieser Experten, dass von der Krankheit im Grunde nur eine geringe Gefahr ausgeht, da der Virus seinen Wirt so schnell in die ewigen Jagdgründe befördert, dass eine epidemische Ausbreitung à la AIDS nicht zu erwarten ist.
Da man ja glücklicherweise jung und flexibel ist und Pläne dafür gemacht sind, geändert zu werden, disponierten wir kurzerhand um und sind momentan safe but a bit sorry in Mwanza in Tanzania.
NB: Es besteht keinerlei Anlass zur Beunruhigung: Die Regierungen Ostafrikas sind an derlei Dinge gewöhnt und haben als oberstes Ziel, die Krankheit in der Ursprungsprovinz einzudämmen. Das Krisenhandling von Ugandas Nachbarländern ist professionell und effizient, da gerade für Kenia aus touristischen und für Rwanda aus wirtschaftlichen Gründen viel auf dem Spiel steht. Deshalb gibt es für uns kein Grund zur Sorge und es bleibt zu hoffen, dass sich der Virus so schnell wie möglich wieder dorthin zurückzieht, wo er hergekommen ist.
TIA, this is Africa! (MK)

How very amusing – Kenya’s colonial caleidoscope

Kenia ist seit rund 40 Jahren unabhängig, seit fast einem halben Jahrhundert ein freies, stolzes und selbstbewusstes, wenn auch manchmal strauchelndes, afrikanisches Land. Kenia klingt nach Abenteuer: Massai-Krieger und wilde Tiere, Leoparden, und Löwen, die durch die Steppen ziehen und unschuldige Antilopen reissen, Elefanten, die friedlich neben Giraffen und Büffeln grasen.
Doch eigentlich sieht Kenias Alltag ganz anders aus: Morgens zum Frühstück gönnt man sich scrambled eggs und eine fritierte Wurst, dazu wird Tee mit Milch gereicht. Nach der Lektüre des Standard steigt man in seinen right hand drive Land Rover, und fährt – keep left, remember – auf very british ausgeschilderten Strassen zur Arbeit. An der Strassenecke hält man kurz am roten Queen Victoria Briefkasten an, wirft die Korrespondenz ein und kauft sich beim Inder nebenan noch einen schönen Cadbury’s Crunchy Riegel, falls der kleine Hunger kommt. Die Kleinen schnell in die Schule gebracht, müssen sie schließlich bald ihr KCSE – das Kenyan Certificate of Standard Education – machen. Zum Lunch gibts ein gutes beef curry, oder für diejenigen, die nicht so auf indisch stehen, einen ordentlichen beef stew with chips and coleslaw. Nach der Arbeit – und hier sagt der Kenianer baadi ya kazi – geht man mit seinen Mates in die Eckkneipe und lässt den Abend bei ein paar warmen Tuskers – und warm versteht sich doch von selbst – ausklingen, während man jubelt, wenn Arsenal in Führung liegt oder mal wieder auf den bloody referee flucht, wenn er ManU einen Freistoss gibt, although he didn’t even touch him…
Kenia, das ist die afrikanische Variante Englands. Very amusing! (MK)

Good old England, bis hin zu den Straassenschildern passt alles...


Sonntag, 2. Dezember 2007

Die Masseuse - oder was macht man am Weltaidstag in Afrika

Nakuru ist die viertgroesste Stadt Kenias und maechtig busy. Fuer uns seit Addis die erste grosse Stadt, nachdem wir uns ueber kleinste Strassen und Pisten durch die verschiedensten Stammesregionen gemartert haben.
Ein Bierchen in einer Sportsbar, in der englischer Fussball uebertragen wird. Die Gefuehlsausserungen des Publikums bleiben strikt aus. Es wird konzentriert geschaut und getrunken. Wir in der Muasungu (weisse auf suahili)-Ecke an der Bar, nicht lange allein. Lucy, 22 Jahre, geboren um Maenner gluecklich zu machen bietet Entspannungsmassagen an. Ihr Motto heisst "NOSEX". Nachdem unser Interesse nicht gleich geweckt werden konnte, ist schnell die Freundin angerufen, damit beide von uns was davon haben. Waehrend ich mich stram am Bier festhalte, werden an der Bar meine saemtlichen Korperpartien abgefingert, in der Hoffnung Lust zu erwecken. In Kenia kennt man das Wort Nein nicht: Nein, ich hab nix zu essen. Nein, ich will Dir nix schenken. Nein,ich will nix kaufen. Nein, NOSEX-please! Wie schon gesagt dieses nicht unwichtige Wort bleibt unverstanden und wir lassen die Maedels an der Bar zurueck, mit 2 an sie verlorenen Biers. Lucy,22 - I won't remember you.
Good thing is - there is always another bar! Lifemusik im Countrystyle, nette, betrunkene Kenianer - tanzen bis der Sicherheitsmann sie raustraegt. Lustige Gesellschaft.
Im Hotel wird noch kurz angedroht die Tuer einzuschlagen, da der betrunkene Portier den Zimmerschluessel nicht findet - One night in Kenia. Ich liebe es! (SB)

Kenia

Wir hatten es ja so gewollt: Fernab des Highways Cairo-Kapstadt fanden wir und der Landy unsere Bestimmung. Im Suedwesten Ethniopiens begann die Tortour fuer Mensch und Maschine: Pisten, gegen die deutsche Panzerstrassen Autobahnen sind. Berg- und Talfahrt, ueber Schotter, Wellblech, Erde, Sand, Fels, durch Fluesse und Urwaelder. Spaetestens hier waeren wir mit einem Zweiergolf gescheitert. Ohne Bodenfreiheit, Differenzialsperre und Untersetzung haetten wir noch mehr Zeit gebraucht...
Der Grenzuebertritt nach Kenia war dagegen recht unkompliziert und eigentlich fast schon Schengen-Style, da er sich nur auf dem GPS nachvollziehen lassen konnte. Kein Stempelchen, keine bloeden Fragen, Hakuna Matata!

Der Norden Kenias ist irgendetwas zwischen Wueste und Halbwueste. Abschnitte sehen aus wie eine Mischung aus Mond und Mars. Geographisches Hauptfeature ist der Turkanasee, der, wen wunderts, ziemlich tot ist, weil er hochgradig salzhaltiges Wasser enthaelt. Aber so ist das halt als See, wenn man keinen Abfluss hat, die Suppe will dann keiner mehr ausloeffeln.

Im Sibiloi National Park, der am Turkanasee liegt, waren wir (mit der Ausnahme von ein paar Rangern und ein paar Turkana-Fischern) voellig alleine mit den Krokos, Zebras und Antilopen. Versteinerte Waelder und Fossilien, die wir leider nicht gefunden haben, rundeten die Out-Of-This-World-Experience noch ab. Und der Landy bekam auch sein Fett ab, da sich Vulkangestein einfach schlechter fuer die Reifen macht als die A81 Stuttgart Richtung Singen.


Sibiloi Nationalpark, Turkanasee

Da im Leben alle "Strapazen" irgendwann ein Ende haben, kamen wir nach materialschindenden Ralleytagen durch die Marswildnis finally in Loyangalani, der Stadt der Vokale, Palmen und des voellig ueberteuerten Sprits, an. Der Lohn der Anstrengung ist auf dem Bild unten gut nachzuvollziehen.

Die Campsite in Loyangalani, nach einer Reifenkilleretappe

Was Beef-Curry und Tusker fuer uns waren, war das Landy-Schrauber Team von Sadeek, dem polyglotten Paki aus Maralal, fuer unsere Karre. Eine Generalueberholung war an der Zeit, da der Luftfilter voll, so einiges locker und noch viel mehr abgenutzt war. Gut, dass hier 5 Stunden Schrauben weniger kosten, als wenn der inkompetente Meister beim ATU den 10er Schluessel vom Boden aufhebt.!
Wohlgenaehrt und wohlgewartet gings dann weiter, Kompass streng nach Sueden.



Die Aequatorueberquerung

Und dann taten wir, was getan werden musste. Wir hatten keine Wahl: Ohne Kuehlschrank kein Barbecue mit frischem Fleisch. Aber der Reihe nach.
Den Entschluss fassten wir schon in Aethiopien. Zweibenige Fleischfresser in der ersten Welt haben keine Ahnung, was zwischen Weide und Wal-Mart eigentlich mit ihrem Filet passiert. Ausserdem versperrten uns taeglich auf Afrikas Strassen ca. 3,5Mio. Ziegen und Rinder den Weg, da bekommt man schonmal gewisse Gelueste.

Gesagt, getan - das Motto der Reise war auch das Motto dieser Aktion. Leeres Geschwaetz gibts genug, wir wollten Fakten schaffen.
Die Ziege war schnell erstanden und im Landy verstaut, wo sie uns auch gewisse Andenken hinterliess. Nur noch ein geeigneter Platz, Ruhe und ein bisschen Wasser, und es konnte losgehen. Was lag da naeher, als direkt auf dem Aequator, auf der Weide zweier kenianischer Familien, das Lager aufzuschlagen.
Gluecklicherweise hatten wir im Sibiloi National Park eine Step-by-step Anleitung bekommen, wie der Prozess vom letzten Maehh bis zum ersten Steak aussieht. Und so wussten wir, was zu tun war.
Erneut erwiesen sich die Abschiedsgeschenke, die wir bekommen hatten, als sehr nuetzlich: Franks und Achims Messer waren der Killer!
Einige Tusker und viele Stunden spaeter war der Aggregatszustand der Ziege also von lebendig zu steakaehnlich gewechselt, wir waren um eine wertvolle Erfahrung und der Landy um ein dekoratives Ziegenfell reicher... (MK)


Zicklein versteck dich